Inhalt
Die Grundsituation: Eine Party in einer lauen Sommernacht irgendwo auf einer dieser schicken Dachterrassen in der Stadt. Die Vorbereitungen laufen beim Gastgeber und bei den eingeladenen Gästen, nicht jung, nicht alt, der Mittelschicht zugehörig. Einige leben ‚vorübergehend’ in prekären Verhältnissen, andere feilen an ihren Karrieren oder an ihrem Ausstieg. Es gibt, was es so in dieser Altersgruppe landläufig gibt: Eltern, Paare, Singles, Heteros und Homos. Alle leben ihre Leben so, wie man eben lebt: traumlos, bodenständig, irgendwie funktionstüchtig. Ihre Gespräche umkreisen bekanntes Terrain. Ein scheinbar endloses Gerede permanenter Selbstfindung und Selbstinszenierung, man unterhält sich über Biobier, urban gardening, Kunst und Nichtrauchen, ohne sich wirklich näher zu kommen. Sie sind in der Mitte ihrer Beziehungen angekommen, in ihrer schönen neuen Biowelt stricken sie an ihren Leben, pflegen trotz der richtigen Investmentfonds linksliberale Positionen und verlieren sich in ihrem ‚Wohlstandsreservat’.
Über die angrenzenden Dächer hat sich ein Lebensmüder in die Party eingeschlichen, er bringt nicht nur den Gastgeber mit seiner eigenen Waffe aus dem Konzept, sondern auch die Gäste, denen er mit unerwarteter Klarheit begegnet. Und am Ende noch ein Erinnerungsfoto? Oder doch ein Sturz aus der 8. Etage?
Dem Österreicher Bernhard Studlar ist eine überaus amüsante, komisch-kritische Bestandsaufnahme eines schütteren Lebensgefühls gelungen: für immer jung, schon steinalt. 2015 in Leipzig uraufgeführt, beim Mülheimer Dramatikerpreis „als wahre Perle“ (Dietmar Zimmermann, WAZ) entdeckt widmet sich jetzt das spürbarTheater unter der Regie von Barbara Portsteffen dem offenen Text, der ohne Zuordnung des Dialogs zu festen Personen auskommt. Mit Studlar wird damit ein neuer Autor in Aachen vorgestellt, der die Bühnen im deutschsprachigen Raum erobern wird. |